Mein Weg zum Traumkleid – Erfahrungsbericht

Als wir beschlossen haben, uns das Ja-Wort zu geben, habe ich das getan, was wohl so gut wie jede Braut in spe tun würde: Die Weiten des Internets nach einem Kleid durchforsten. Ich hatte noch nicht so richtig eine Vorstellung, was gerade modern ist, wie es aussehen soll und was mir stehen könnte. Ich gab lediglich das Zauberwort „Brautkleid“ bei Google Bilder ein und begann, mich durch diverse Fotos zuklicken. Wahrscheinlich würde sich fast jede zukünftige Braut in diesem Handeln erkennen, erstmal schauen, vergleichen, überlegen und träumen.

Bis zu meiner Hochzeit waren noch lange 1,5 Jahre und dennoch fand ich mein absolutes Traumkleid bereits in den ersten Tagen. Eine traumhafte A-Linie, besetzt mit Spitze, angezogen an ein bildhübsches Model. Anklicken, downloaden, speichern. Ich wusste nicht, von welcher Marke das ist, was es kostet oder wo ich das anprobieren könnte. Ich mochte es einfach und wusste, dass ich in so einem Kleid gerne heiraten würde.

Facebookgruppen und Austausch

Da ich mich zuvor kaum damit beschäftigt habe, wusste ich auch nicht, was Brautkleider grundsätzlich kosten und war etwas überrascht. Erst wurde ich von den Billigpreisen der chinesischen Seiten auf die falsche Fährte gelenkt und dachte, dass normale Kleider im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich liegen müssten. Ich wurde schnell eines Besseren belehrt, als ich in diversen Gruppen las, was Bräute für ihre Kleider bezahlt haben. Summen weit über 1000,- € erschienen mir überirdisch und ich konnte mir nicht vorstellen, warum man so viel Geld für ein Brautkleid bezahlt. Nun ja, wer hätte gedacht, dass sich meine Meinung dazu auch recht schnell ändert?

Jedes Mal, wenn ich mit meinen geduldigen Freunden über die Hochzeit sprach, kam immer die Frage, ob ich schon eine Idee zum Kleid hätte. Geübt zuckte ich mein Smartphone und zeigte gefühlt jedem Menschen in meinem Umfeld das Foto mit dem Satz „So etwas könnte ich mir vorstellen.“ Die Reaktionen waren sehr eindeutig. Ich hörte viele „Wooooow“ und „Oh, ist das schön!“, was mich darin bestärkte, dieses Kleid haben zu wollen. Sogar meine Kumpels, die gar nichts mit Mode am Hut haben, fanden das Kleid zauberhaft.

Marken und Preise

Andererseits las ich viel in Hochzeitsgruppen, man solle sich doch bitte nicht auf die Vorstellung versteifen und erstmal anprobieren, testen und schauen. Es klang vernünftig und ich versuchte, mir andere Kleider anzuschauen. Irgendwann fragte ich nach, ob jemand „mein“ Kleid kennt und mir sagen könnte, wo ich es finde. Die Antwort kam schnell: Es sei ein Kleid der Marke „Pronovias“, Modell „Angelica“. Mit der Information konnte ich arbeiten, doch den Preis zu erfahren war schwerer, als geplant. Pronovias gibt keinerlei Preise auf ihrer Homepage an, online kann man das Kleid nicht bestellen und es dauerte, bis ich einen Blog gefunden habe, welcher die Preise von Pronovias umrissen hat. Der Hammer: Mein Kleid sollte locker 2500-3000 € kosten. Dreitausendeuro für ein Kleid! Bitte was? Wer zahlt denn so viel für ein Kleid?

Gleichzeitig bekam ich den Tipp, bei anderen Marken zu schauen. „Ladybird“, „Lilly“ oder auch „White One by Pronovias“, alles günstigere Alternativen, die ebenso tolle Kleider mit Spitze im Angebot hatten. So richtig beeindruckt hat mich aber kein anderes Kleid.

Läden und Termine

Nach dem ich mir diverse Meinungen durchgelesen habe und viele Monate verstrichen, entschied ich mich, das Outlet „Bleib Treu“ in Lüneburg zu besuchen. Den Laden habe ich hundertfach empfohlen bekommen, übrigens haben sie wirklich unschlagbare Preise, im mittleren dreistelligen Bereich für nagelneue Kleider, nur eben nicht aus der aktuellen Kollektion. War mir aber nicht besonders wichtig, die Traumrobe hat ja kein Verfallsdatum. Ich habe mir vorgenommen, einfach unterschiedliche Schnitte anzuprobieren und zu schauen, was mir grundsätzlich steht. Das Positive an einem Outlet ist die Tatsache, dass die Hochzeitskleider nicht bestellt werden müssen. Gleich einpacken und mitnehmen.

Ich wollte nicht zu früh ein Kleid kaufen, auch hier würden sich einige Bräute erkennen: Ich wollte natürlich noch etwas abspecken. Meine Ausgangsgröße war bei 44 und mein Brautkleid sah ich eher in einer 38. Neben dem Abnehmprogramm geduldete ich mich, um den Termin nicht zu früh zu machen.

Acht Monate vor der Hochzeit habe ich den Entschluss gefasst, erstmal doch nach Berlin zu fahren und Pronovias Store zu besuchen. Ich wollte mich einfach vergewissern, dass das vermeintliche Traumkleid eigentlich gar nicht so toll ist und getrost ein günstigeres und schöneres Brautkleid kaufen. Meine Trauzeugin und meine Brautjungfer erklärten sich bereit, mich bei diesem Trip zu begleiten. Zum Glück wohnt meine Trauzeugin eh in Berlin, meine Brautjungfer hat die heldenhafte Tat auf sich genommen, extra aus Kiel mit einem Bus anzureisen. Großartige Freunde habe ich.

Ich rief an, ohne einen Termin braucht man dort wohl gar nicht auftauchen, bekam einen Termin einen Monat später und wurde gebeten, gleich mehrere Vorschläge einzureichen, welche Kleider ich anprobieren möchte.

Tipp

Ihr solltet unbedingt vorher anfragen, ob die gewünschten Hochzeitskleider da sind. Es kann nämlich sein, dass diese erst aus anderen Läden geordert werden müssen und man ist ggf. umsonst hingefahren.

Beim Telefonat wurde mir mitgeteilt, dass die Anprobekleider in der Größe 38 sind. Ups. Ich hatte zwar schon abgenommen, aber von der 38 war ich noch etwas entfernt. Da war ich sehr gespannt, wie es funktionieren sollte. Wenn man mehr als zwei Größen von der 38 abweicht, würde ich es auf jeden Fall ankündigen, damit die Berater ggf. Kleider in anderen Größen vor Ort haben.

Der Termintag

Völlig übermüdet, kein bisschen aufgeregt und mit dem Wunsch, mich endlich von den Gedanken an dieses eine Brautkleid zu lösen, bin ich ins Auto gesprungen, um knapp über zwei Stunden den Weg nach Berlin auf mich zu nehmen. Ich traf meine beiden Mädels, wir tranken noch einen Kaffee und machten uns auf dem Weg in den Laden. Natürlich befindet sich der Pronovias Store nicht irgendwo, sondern auf dem Kurfürstendamm. Ist ja nicht so, dass es eine Gegend ist, in der ich mir überhaupt irgendetwas leisten kann. Ich schmunzelte, die Laune war toll und ich habe mich dann doch tierisch auf die Anprobe gefreut.

Im Store wurden wir sehr ruhig und professionell, dennoch aber auch freundlich begrüßt. Eine adrett gekleidete Beraterin in Schwarz führte uns in eine ruhige Ecke neben einer Umkleidekabine, brachte uns Wasser, welches auf einem goldenen Beistelltisch serviert wurde und verschwand, um meine Kleider zu suchen. Ich äußerte neben „meinem“ Kleid noch zwei andere Wünsche, um verschiedene Schnitte auszuprobieren.

Als erstes konnte ich „mein“ Traumkleid anziehen. Bereits auf dem Bügel stellte ich fest, dass es in der Realität noch umwerfender ausgesehen hat, als auf dem Foto. Ein beeindruckender Champagnerton in der Grundfarbe mit einer sehr hochwertigen und edlen weißen Spitze, bestickt mit kleinen Perlen und im Großen und Ganzen einfach wunderschön. Leider bestätigte sich meine schlimmste Befürchtung. Ich sah mich im Spiegel und wusste, dass wir die Suche nun beenden können. Was auch immer dieses Kleid kosten soll, welches Kleid auch immer ich noch anprobieren würde, das ist es einfach. Man hört ja oft von diesem „Wow-Effekt“. Jap, da war er. Ich war verliebt, hin und weg, konnte den Blick kaum vom Spiegel abwenden, ich sah darin fantastisch aus. Spätestens jetzt hatte kein Kleid der Welt eine Chance.

Natürlich ist es total unvernünftig und ich bin doch gerne ein Pragmatiker. Also zog ich mich mutig aus und wechselte meinen Champagnertraum gegen ein wunderschönes weißes Meerjungfrauenkleid mit Schleppe, welches ebenso toll ausgesehen hat, aber gereicht hat es nicht. Beide Brautkleider, die danach folgten, konnten mit den ersten beiden nicht mithalten. Die Beraterin war für mich perfekt: Sie war dezent, hielt sich im Hintergrund auf, steckte mir gelegentlich einen Schleier in die Haare und brachte eigene Ideen ein. Zum Schluss habe ich meine Angelica nochmal angezogen. Das Gefühl war wieder zurück, ein bisschen, wie beim zweiten Date in der siebten Klasse. Total verknallt. Die Beraterin bot mir an noch ein weiteres Hochzeitskleid zu holen, welches meiner Angelica recht ähnlich sei, aber ich lehnte ab. Ich hatte mein Kleid.

Meine Mädels waren glücklicherweise meiner Meinung. Im Vorfeld habe ich den ausdrücklich verboten, überhaupt eine Meinung zu haben. Das kann ich übrigens jeder Braut empfehlen, die sich leicht verunsichern lässt. Hätten sie mir gesagt, mein Kleid wäre nicht so gut für mich, hätte ich es wahrscheinlich nicht gekauft und es letztendlich ewig bereut. Oder ich hätte es gekauft und hätte am Tag meiner Hochzeit dauernd gezweifelt, ob es gut aussieht. Zum Glück waren wir alle, auch die Beraterin, derselben Meinung.

Übrigens sagte mir die Beraterin, dass es nur selten vorkommt, dass die Braut genau das kauft, was sie sich vorgestellt hat. Also ist der Tipp nur klug, sich tatsächlich durchzuprobieren. Als ein kleines Highlight erfuhr ich den Preis, vor dem ich mich so fürchtete. Die Realität war weniger gruselig als erwartet: 1990,- €. Immer noch unheimlich viel Geld, aber dafür lohnt es sich einfach.

Die Bestellung dauert bis zu vier Monate und das Brautkleid kann in drei Etappen bezahlt werden: Bei der Bestellung, beim Abstecken und bei der Abholung. Auch ein netter Effekt, wenn man die Summe nicht in wenigen Wochen zusammenkriegt.

Ich bin total happy. Ich kann auch jedem raten: Wenn ihr EUER Kleid habt, sucht nicht weiter. Man wird nur verunsichert und die Zweifel können einem die ganze Vorfreude versauen. Meinen zweiten Termin habe ich daher abgesagt und letztendlich kann ich nur sagen: Alles war gut, wie es war. Die Hochzeit kann kommen.

Ihr finden Erfahrungsberichte spannend?

Dann schaut auch bei diesem Bericht einer WeddyBird Braut vorbei!

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