"Gut gemeint ist das Gegenteil von gut", heißt es im bekannten Sprichwort. Ganz falsch ist es tatsächlich nicht, denn häufig gibt es eine enorme Diskrepanz zwischen denn netten Ratschlägen und ihrer Wirkung auf das Paar.
Verwandte mischen sich in die Hochzeitsplanung ein – was tun?
Leider kommt es relativ oft vor. Kaum kündigt man seine Verlobung an, haben viele Menschen dazu eine Meinung. Ratschläge, Ideen und Engagement der Verwandten und Freunde können toll sein – aber auch zum Problem werden. Der Druck, dem manche Paare ausgesetzt werden, führt oft zum Streit unter den Familienmitgliedern oder auch beim Paar direkt. Schuldzuweisungen und schlechte Laune sind das letzte, was ein frisch verlobtes Paar gebrauchen kann, denn Streit in der Beziehung hinterlässt Risse und schädigt das Verhältnis.
Das große Highlight – die Hochzeit
Für sehr viele Menschen spielen Hochzeiten eine exorbitant hohe Rolle. Es ist verständlich, denn im besten Fall heiratet man ein einziges Mal im Leben. Vor allem Eltern reagieren oft besonders emotional auf die Verkündung, dass ihr Sohn oder ihre Tochter vor den Altar treten wird.
Natürlich wünscht jeder seinen Liebsten eine glückliche Zukunft und die Heirat wird als eine Art Meilenstein in der Gesellschaft gesehen. Wer heiratet, hat es geschafft. Er hat – so die öffentliche Meinung – eine standfeste, solide Bindung und lebt in einem sicheren, verbindlichen Konstrukt. Und vor allem wird er geliebt, was den Eltern selbstverständlich besonders wichtig ist.
Doch neben der emotionalen Teilhabe an der Hochzeit des Sprösslings hat die Verwandtschaft noch ein anderes Anliegen: Die Tradition. Jeder hat irgendwie seine eigene, perfekte Vorstellung, wie eine Hochzeit abzulaufen hat. Vielleicht hat man schon selbst (mehr oder weniger) erfolgreich geheiratet, vielleicht hat man eigene Wünsche und Träume nicht umsetzen können, oder aber man glaubt, es einfach besser zu wissen. So werden Ratschläge von links und rechts erteilt, ob das Brautpaar es möchte oder nicht.
Ratschläge willkommen?
Nun liegt es natürlich an dem jungen Paar, wie viele Tipps und Ratschläge es annehmen möchte. Während manche Bräute und Bräutigame in spe sich gerne Meinung einholen, ist es für andere ein rotes Tuch. Dazwischen liegt ebenfalls eine Bandbreite. Alles davon ist in Ordnung. Schwierig wird es erst, wenn gutgemeinte Ratschläge penetrant werden oder die Verwandtschaft kein Nein akzeptiert.
Bevor die Hochzeitsplanung zum wahren Desaster wird, gibt es ein paar Denkanstöße und Fragen, die man beantworten sollte.
Gibt es eine Erwartungshaltung?
Es ist eine Sache, wenn die Tante Marie jedes Mal anfängt zu erzählen, wie es bei ihr war und was gut funktioniert hat. Schwieriger wird die Geschichte erst, wenn sie auch eine Umsetzung erwartet. Im ersten Fall kann man den Monolog wohlwollend abnicken und aus dem Gedächtnis streichen. Wenn aber negative Stimmung aufkommt, weil das Paar es anders machen möchte, besteht Handlungsbedarf.
So könnt ihr Konflikte vermeiden:
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Bei den betroffenen Personen, die sich in die Hochzeitsplanung einmischen, das Thema einfach meiden
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Penetrante Fragen umspielen: "Lasst euch mal überraschen!"
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Öfter lächeln und nicken :)
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Sachverhalte offen lassen: "Wir sammeln erstmal Ideen und entscheiden uns dann."
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Unwichtige Aufgaben vergeben: "Du kennst Dich gut mit dem Thema aus, könntest Du uns verschiedene Ideen für Blumengestecke sammeln?"
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Thema zurück zum Absender lenken: "Wie war es bei euch? Hättest Du es wieder so gemacht?"
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Trotz Klarheit nicht zu hart sein und auf Emotionen appellieren: "Uns ist das wichtig, dass es so ist wie wir uns das erträumt haben."
Wollen sie einfach nur teilhaben?
Menschen muss man beschäftigt halten, sonst beschäftigen sie dich.
Wenn ihr das Gefühl habt, dass Personen, die sich besonders häufig einmischen, einfach ein Teil des Ganzen sein wollen, könnt ihr wunderbar Fleißaufgaben deligieren.
Ihr habt sowieso mehr als genug zu tun, wenn ihr eine Hochzeit plant. Folgende Aufgaben lassen sich sehr gut abgeben:
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Bei allen ansässigen Blumenhändlern anrufen und Preise für Blumen in Erfahrung bringen
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Hotels und Unterkünfte für Gäste von Außerhalb zusammensuchen und mit Zimmerpreisen auflisten
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Beste Verkehrsanbindung von Standesamt zu Party-Location raussuchen
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Termine bei euren favorisierten Dienstleistern anfragen
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Farblich geeignete Süßigkeiten für die Candy Bar raussuchen
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Gastgeschenke verpacken
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Fotobox raussuchen und bestellen
Wie lehnt man etwas ab?
Hilfe oder Vorschläge abzulehnen ist nicht immer einfach. Menschen reagieren schnell mal verletzt oder traurig, wenn ihre Bemühungen nicht gewürdigt werden. Leider auch, wenn man sie gar nicht darum gebeten hat, zu helfen. Schnell wird man als undankbar abgestempelt.
Auch Geschenke abzulehnen fällt sehr schwer. Zum Beispiel, wenn die Oma eine Stola für die Hochzeit gehäkelt hat, die man einfach nur furchtbar findet. Das kommt vor und man befindet sich in einer zwiegespaltenen Situationen. Zum einen möchte man der Oma nicht vor den Kopf stoßen, zum anderen möchte man das Teil wirklich nicht anziehen. Was nun?
Hilfe "vermeiden"
Unterbindet alles, was man unterbinden kann - und das so früh wie möglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass euch etwas nicht gefällt, ist enorm hoch. Dabei braucht ihr ganz viel Fingerspitzengefühl, denn die Hilfsangebote kommen in der Regel von Herzen. Wenn die Person bereits angefangen hat, etwas geplant hat oder sogar umgesetzt hat, wird es schwerer.
Oft kommt es besser an, wenn ihr ein Hilfsangebot mit einer Begründung ablehnt. Die beste Begründung ist dabei, dass ihr etwas schon selbst angefangen habt oder bereits eine Wahl getroffen wurde. So ist dieses Kapitel einfach zu und verleitet nicht mehr zum Mitmischen. Es ist keine so feinfühlige Begründung, dass ihr es nicht mögt, wenn andere sich in die Hochzeitsplanung einmischen. Aber wenn nichts anderes hilft, müsst ihr diese Karte ziehen.
Es ist sehr lieb, wenn eure Familien euch etwas "sponsern" möchten, doch das verleitet immer zum Mitmachen. Wenn die Person dazu neigt, sich für alles zuständig und verantwortlich zu fühlen, nehmt das Angebot am besten gar nicht erst an. Menschen, die gern überall mitmischen, werden nicht einfach nur die vorgelegte Rechnung bezahlen, sie wollen oft auch mitbestimmen.
Nette Formulierungen, die niemanden verletzten
Versucht, eure Absage möglichst nett aber bestimmt und sicher zu formulieren. Vermeidet das Wort "aber". Beispiel:
"Ich finde es nett, dass Du xyz gemacht hast, aber wir wollen das nicht."
Die menschliche Psyche ist darauf ausgelegt, alles vor dem Wort "aber" einfach zu löschen. Es ist im Grunde gleichgültig, was ihr so Nettes vor dem "aber" gesagt habt. Besser:
"Das ist wirklich so lieb, dass Du uns helfen möchtest. Nur ist es uns wichtig, xyz nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Könntest Du aber vielleicht, wenn Du Zeit hast, ... übernehmen?"
Hier fügt ihr einfach eine Aufgabe ein, die ihr der Person zutraut.
Nicht in die Hochzeitsplanung einmischen lassen - Grenzen setzen
Es ist menschlich lobenswert, niemanden verletzten zu wollen oder zu versuchen, jeden einzubinden. Letztendlich müsst ihr aber euch selbst schützen und dazu gehören klare Grenzen.
Ihr müsst euch nicht rechtfertigen! Ihr heiratet, weil ihr euch liebt, es ist euer Tag! Ihr seid keinem etwas schuldig.
Folgende Sätze sind absolut in Ordnung und müssen akzeptiert werden:
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Wir möchten es auf unsere Weise machen.
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Wir möchten es gern unter uns ausmachen.
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Uns gefällt XY besser.
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Uns ist es das Geld wert.
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Wir möchten es so machen, wie wir uns das vorgestellt haben.
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Es ist uns wichtig, es auf diese Art und Weise zu machen.
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Wir möchten die Person XY nicht einladen.
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Wir möchten keine Spiele/Brautentführung/Kirchliche Trauung
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Uns gefällt dies und das nicht so gut.
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Wir möchten nicht, dass sich andere in unsere Hochzeitsplanung einmischen.